Von Jens Kleinschneider
Jens Kleinschneider: Nations- und Geschichtsbilder in der ZDF-Produktion Deutschland-Saga (PDF-Datei)

Zusammenfassung

In seiner Arbeit zur Geschichtsdarstellung in den Medien befasst sich Jens Kleinschneider mit der Frage, inwiefern das öffentlich-rechtliche Fernsehen versucht, seiner Zuschauerschaft ein deutsches Nationalbewusstsein zu vermitteln. Dabei zeigt er mithilfe einer qualitativen Inhaltsanlyse am Beispiel der Reihe Deutschland-Saga und im Besonderen der ersten Folge Woher wir kommen, dass das heutige deutsche Nationalbewusstsein vor allem durch eine territoriale, sogenannte Abstammungsgemeinschaft konstruiert und sehr wirkmächtig verbreitet wird. So wird in der Sendung behauptet, dass die Existenz der Deutschen Nation mit der Entstehung der Erde begonnen habe und sowohl Neandertaler als auch Germanen wichtige Rollen bei der Bildung der erwähnten Abstammungsgemeinschaft gespielt hätten. Diese bilde den Kern unseres heutigen deutschen Nationalbewusstseins. Während die Rolle der Neandertaler und Germanen diesbezüglich also hervorgehoben wird, lassen die Macher_innen der Sendung den Nationalsozialismus und den Holocaust jedoch fast vollständig außen vor, um sich mutmaßlich einer notwendigen Selbstreflexion zu entziehen, da sich auch die Nationalsozialisten bei ihrem Begriff der Volksgemeinschaft auf die Abstammung der Deutschen von den Germanen bezogen.

Bildquelle: Jens Kleinschneider (eigene Aufnahme)