Eine Untersuchung zur Vermittlung aktueller Normen und Werte in historischen Fernsehserien

Von Anselm Pell
A. Pell: Die Serien „Die Borgias“ und „Borgia“ im Vergleich: Eine Untersuchung zur Vermittlung aktueller Normen und Werte in historischen Fernsehserien (PDF-Datei)

Zusammenfassung

Die Hausarbeit vergleicht die beiden modernen Serien „Die Borgias“ und „Borgia“ miteinander und untersucht dabei die Vermittlung aktueller Normen und Werte in historischen Fernsehserien. Hierzu erläutert der Autor zunächst den sich in der Renaissance entwickelnden Humanismus, dessen Anspruch es war, die Mitbürger*innen zu einem moralisch einwandfreien Leben anzuhalten. Für die Kirche bedeutete dies keine übermäßige Bevorzugung der eigenen Familie, keine sexuellen Kontakte und keine Nachkommen. Im Anschluss beschreibt er den Aufstieg der Familie Borgia und zeigt, dass bereits der erste Borgia-Papst Calixtus III. diesen Ansprüchen nicht gerecht wurde, als er seinen Vetter Luis Juan de Mila sowie Rodrigo Borgia zu Kardinälen machen ließ. Letzterer zeugte mit seiner langjährigen Geliebten Vanozza de Catanei seine vier wohl bekanntesten Nachkommen Cesare, Giovanni (Juan), Lukretia und Jofré, bevor er 1492 zum Papst gewählt wurde und den Namen Alexander VI. annahm.

Bei dieser Papstwahl setzen beide vom Autor untersuchten Serien an. Untersucht wird die jeweils erste Staffel der Serien „Die Borgias – Sex. Macht. Mord. Amen“, welche erstmals auf dem amerikanischen Pay-TV-Sender Showtime ausgestrahlt wurde, und die europäische Produktion „Borgia“, welche dem Genre des Familiendramas zugeordnet werden. Der Autor stellt fest, dass beide dargestellten Geschichten der Borgia mit Mittelalterstereotypen arbeiten, welche auch in Filmen verwendet werden – vorwiegend durch „Gewalt“ erkennen Zuschauer*innen, dass sie eine andere Epoche betrachten. Er kommt zu dem Schluss, dass sich beide Serien dadurch auszeichnen, dass in ihnen moderne Werte- und Normenmuster wie Familienweisheiten, Emanzipation und Selbstbehauptung in renaissancezeitlichem Gewand vermittelt werden, welche das Publikum in der eigenen Gegenwart wiedererkennen kann.