Rezension zur Dauerausstellung des Bremer Rundfunkmuseums

Von Jasper Hagedorn

1877 ermöglichte Thomas Alva Edison mit der Erfindung des Phonographen die Tonaufzeichnung. Heinrich Hertz wies zehn Jahre später die Existenz von Radiowellen nach. Als es bald darauf gelang, diese zur Datenübertragung zu nutzen, war die technische Grundlage für die Entwicklung des Rundfunks gelegt. In den 1920er Jahren gründeten sich zahlreiche Rundfunksender und das Phänomen Hörrundfunk wuchs. In den 1950er Jahren kam eine Vielzahl neuer Geräte und neuer Technik auf den Markt. UKW Rundfunk, 3D Klang und neue Tonträger diversifizierten und vergrößerten das Angebot.

Das Bremer Rundfunkmuseum zeichnet diese Entwicklung anhand von über 700 größtenteils funktionsfähigen Exponaten chronologisch nach und geht dabei bis in die späten 1990er Jahre. Ein großer Schwerpunkt liegt dabei auf den Geräten bis zum Ende der 50er Jahre. An den Geräten kann der qualitative Unterschied zwischen UKW- und Mittelwelle-Geräten oder zwischen den Ton nach vorne abstrahlenden Geräten und 3D-Klang-Geräten erlebt werden. Auch das für die Zeit typische Ambiente des Radiohörens oder Fernsehens können Besucher anhand eines im Stil der 50er Jahre eingerichteten Wohnzimmers nachempfinden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf High-End-Geräten und Design-Geräten der 60er- bis 90er Jahre. In der Ausstellung und in einem Hörraum können auf Nachfrage High-End Geräte verschiedener Jahre und Hersteller angehört werden. Auch die vornehmlich von den Herstellern Braun und Bang & Olufsen produzierten Designgeräte können ausprobiert und bestaunt werden.

Die Ausstellung konzentriert sich für die Zeit der deutschen Teilung auf Westdeutschland. Auf Geräte aus der DDR müssen Besucher aber nicht gänzlich verzichten. In einem Teil der Ausstellung werden typische Geräte der Bundesrepublik Geräten der DDR gegenübergestellt.

Außer Hörrundfunkgeräten sind im Museum auch zahlreiche historische Tonträger vorhanden, die von den ersten Hartwachsrollen über Schallplatten und Kassetten bis zu CDs reichen und den technischen Fortschritt anschaulich darstellen.

Neben dieser an Exponaten erzählten Geschichte des Rundfunks und des Musikhörens sticht die Ausstellung durch einige Einzelstücke und besondere Exponate hervor. Im Museum befindet sich ein originales Hörfunkstudio von Radio Bremen, das vor dem Abriss des alten Radio Bremen Gebäudes ausgebaut und im Museum funktionsfähig wieder eingebaut wurde. Besonders bemerkenswert ist zudem die originale Ausstattung des ab 1963 in Bremen lebenden Musikers Harry Frommermann, der in den 1920er und 1930er Jahren als Teil der Gruppe „Comedian Harmonists“ internationale Bekanntheit erlangt hatte.

Im Bremer Rundfunkmuseum ist es aber nicht nur möglich, die zahlreichen Ausstellungsobjekte einzuschalten und anzuhören. Das Museum ist ganz und gar praktisch ausgerichtet und bietet technisch Interessierten mehrere Möglichkeiten, sich in das Thema zu vertiefen. Bei vorheriger Anmeldung ist es möglich, anhand einer Schaltungswand, die bis in die 70er Jahre in einer Berufsschule Verwendung fand, die elektronischen Schaltungen eines funktionsfähigen Rundfunkempfängers zusammenzustellen. In einem Funkerraum können Kinder ebenfalls bei vorheriger Anmeldung in die Funktechnik sowie Morse- und Sprachübertragung eingeführt werden. Zudem verfügt das Museum über eine frei zugängliche Literatursammlung zur Geschichte des Rundfunks.

Das Museum bietet für den vergleichsweise bescheidenen Eintrittspreis von drei Euro einen ausführlichen Überblick über die Rundfunkgeschichte, der über größtenteils funktionsfähige Exponate illustriert wird. Das Anhören und Vergleichen der verschiedenen Klänge der zahlreichen Rundfunkempfänger verleiht dem Museumsbesuch einen Eventcharakter und Unterhaltungswert, wie er bei vielen anderen Museen nicht zu finden ist. Einzige Wermutstropfen sind die teils spärliche Beschriftung der Objekte, die vor allem für technisch unversierte Besucher gelegentlich nicht genügend Informationen bieten und die kurzen Öffnungszeiten Sonntag und Dienstag bis Donnerstag von 10-15 Uhr.

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