Eine Rezension zur Sonderausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Von Michele Bredehöft
Bildquelle: „Pac-Man with the Ghosts“ von grpyles – Flickr.com, verfügbar unter CC BY-NC 2.0
https://www.flickr.com/photos/grpyles/14601261696/

Dass Videospiele nicht nur zu einem bedeutenden Kulturgut geworden sind, sondern auch zu einem wahren Ansturm auf ein Museum führen können, beweist derzeit die Sonderausstellung Game Masters im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. 108 Spiele aus über 30 Jahren Videospielgeschichte laden dazu ein, sich mehr als nur ein paar Stunden in dieser bisher einzigartigen Ausstellung die Zeit zu vertreiben.

Die zweigeteilte Ausstellungsfläche gliedert sich einmal in den Hauptbereich, welcher vom Australian Centre of the Moving Image in Melbourne entwickelt und kuriert wurde, und in einen ergänzenden Teil mit dem Namen Game Culture Hamburg, in dem auf den Standort Hamburg näher eingegangen wird. Da es sich ursprünglich um eine australische Ausstellung handelt, ist es nicht verwunderlich, dass die Auswahl der präsentierten Spiele stark australisch geprägt ist und viele Klassiker sowie fast die komplette deutsche Videospielbranche fehlen. Dennoch finden sich eine Menge Titel, die jedem Videospielfan ein Begriff sein und für genügend Nostalgie sorgen sollten.

Gleich zu Beginn der Ausstellung trifft der Besucher auf über ein Dutzend Arcade-Automaten, an denen man Klassiker wie Donkey Kong, Pac-Man oder Missile Command anspielen kann. Im übrigen Hauptausstellungsbereich sind die Spielstationen und sonstige Ausstellungsobjekte, wie etwa Concept Art, Figuren und Modelle, nach über 30 Entwickler*innen und Designer*innen geordnet. Dass dadurch keine klassische Chronologie der Videospielgeschichte konstruiert werden soll, ist sehr erfrischend und lockert die Ausstellung überraschenderweise auf. So trifft man nach den Arcade-Automaten nicht direkt auf die erwarteten ersten Spielekonsolen für zuhause, sondern auf bekannte Ikonen wie Mario und Sonic. Die Bandbreite der Ausstellung reicht von der 8-Bit-Ära bis hin zu aktuellen Titeln wie etwa StarCraft 2. Wer sich dennoch eine Darstellung der technischen Entwicklung der Unterhaltungshardware wünscht, kann sich diese in einem separaten Schaukasten ansehen. Vom ersten Atari aus der Mitte der 70er Jahre bis hin zum Game Cube der frühen 2000er sind die wichtigsten Meilensteine der Konsolenentwicklung zu sehen.

Abgesehen vom Spielen selbst lädt Game Masters auch dazu ein, sich über die Geschichte und die Bedeutung von Videospielen zu informieren. In zahlreichen Videokommentaren von Entwickler*innen und Designer*innen und Texttafeln kann sich der Besucher über einzelne Spiele, die Branche an sich und über die Arbeit mit dem digitalen Unterhaltungsmedium informieren. Die Sonderausstellung zielt jedoch nicht darauf ab eine umfangreiche Darstellung der Videospielgeschichte zu liefern oder dem Besucher den technischen Werdegang dieses Mediums näherzubringen. Vielmehr möchte man die kulturelle Bedeutung der Videospielbranche betonen und zeigen, dass diese weder eine Randerscheinung, noch eine sich abgrenzende Subkultur ist.

Dass das Konzept der stark interaktiven Ausstellung voll aufgeht, ist schnell an dem großen Besucherandrang zu erkennen. Schon am frühen Samstagnachmittag waren alle Spielstationen besetzt und trotz der Bitte des Museums, dass sicher jeder Besucher nur etwa 5 Minuten an einer Station aufhalten solle, musste man mitunter etwas länger warten, um auch einmal an die Reihe zu kommen. Da der Eintritt für alle Besucher unter 18 Jahren kostenlos ist, überrascht es auch wenig, dass sich das Hauptpublikum aus Minderjährigen zusammensetzt. Dennoch sind auch viele Besucher älterer Jahrgänge – oft auch ohne eigene Kinder – anzutreffen. Durch die hohe Besucherzahl und die vielen Computer und Konsolen wurde es in dem Ausstellungsbereich jedoch schnell sehr heiß und stickig, was durch eine größere Ausstellungsfläche oder bessere Klimatisierung hätte vermieden werden können. Als positiver Nebeneffekt muss aber auch genannt werden, dass durch Game Masters wieder viele junge Menschen ins Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gehen und auch häufig die anderen Ausstellungsbereiche besuchten. Die Sonderausstellung Game Masters konnte bis zum 23. April dieses Jahres besucht werden.

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