Eine Rezension zur Sonderausstellung im Museum für Völkerkunde Hamburg

Von Michele Bredehöft
Bildquelle: Bonjour Geschichte Redaktion

Mit dem im 16. Jahrhundert beginnenden atlantischen Sklavenhandel und dem vermehrten Eintreffen von schwarzen Sklaven in der Karibik, kam es dort zu einer einzigartigen Vermischung unterschiedlichster Religionen und Kulte. Afrikanische Glaubensvorstellung stießen auf die der indigenen Bevölkerung und der aus Europa kommenden Kolonialherren. Mit der Zeit kam es zu einer Vermengung diverser Gebräuche, Gottheiten und Heiligen. Das Resultat waren die noch heute praktizierten und fremdartig anmutenden Religionen der Yoruba, Santería und des Palo Mayombe.

In der Sonderausstellung Kubas afrikanische Geister zeigt das Hamburger Museum für Völkerkunde über 600 Objekte, die aus dem Soul of Africa Museum in Essen und der eigenen Sammlung zusammengetragen wurden. Neben rituellen Figuren und Gebrauchsgegenständen, welche man in solch einer Ausstellung erwarten würde, sind auch Objekte zu sehen, die nach heutigem europäischen Verständnis sehr befremdlich wirken können, wie beispielsweise eine Schale mit Tierknochen, Messern und Macheten. Häufig ist auch eine Darstellung der historischen Objekte neben modernen Alltagsgegenständen anzutreffen, die zeigen sollen, wie heutige Altäre dieser afrokubanischen Religionen aussehen könnten. Kontextualisiert werden die Ausstellungsobjekte von Texttafeln, die in deutscher, englischer und spanischer Sprache einem breiten Publikum ermöglichen, sich der Ausstellung zu widmen. Leider liegen meist Sammelerklärungen zu Objektgruppen vor und nur einige wenige Ausstellungsstücke werden im Detail präsentiert. Hinzu kommt, dass die Text recht kurz gehalten sind und nur eine sehr oberflächliche Beschreibung der Objekte liefern.

Abgesehen von der klassischen Ausstellungskonzeption mit Objekten und erklärenden Texttafeln, sind auch ein paar multimediale Präsentationsformen zu finden. So lädt eine große Sitz- und Liegefläche dazu ein einen Kurzfilm zu sehen, in dem gezeigt wird, wie ein Mann ein rituelles Horn herstellt. Zudem bieten an anderer Stelle ein paar weitere Filme Einblicke in die fremden Gebräuche und Traditionen der karibischen Religionen, welche die Ausstellung passend ergänzen. Diese Filme können jedoch nicht pausiert oder neugestartet werden, was den Sehkomfort etwas mindert.

Da sich die gesamte Sonderausstellung in einem Saal des Völkerkundemuseums befindet und viele der 600 Objekte kumuliert präsentiert werden, hat man als Besucher bereits nach einer Stunde alles gesehen und gelesen. Da der Eintritt mit 8,50 €, bzw. mit Ermäßigung 4 €, recht günstig ausfällt und auch alle anderen Sonder- und Dauerausstellungsflächen mit inbegriffen sind, ist Kubas afrikanische Geister eine nette Zugabe zum übrigen Besuch des Hamburger Museums für Völkerkunde. Die Sonderausstellung konnte bis zum 5. März dieses Jahres besucht werden.

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