Eine Rezension der Sonderausstellung „Vom Revolutionär zum Bürgermeister“ – Das bewegte Leben Georg Friedrich Abels 1828 – 1902 im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven

Von Daniel Westermann

Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven beschäftigt sich seit seiner Eröffnung 2005 anhand der Lebensgeschichten von Aus- und seit 2012 auch Einwanderer*innen mit dem Thema der Migrationsgeschichte. Auf diese Weise sollen den Besucher*innen Beweggründe für Auswanderung und mögliche Rückkehr nach Deutschland gezeigt werden. Mit der Sonderausstellung „Vom Revolutionär zum Bürgermeister“ wird das Leben Georg Friedrich Abels, eines Forty-Eighters, welcher in die USA floh und nach Deutschland zurückkehrte, vorgestellt. Als Forty-Eighters werden in den USA die Einwanderer*innen bezeichnet, welche infolge der Niederschlagung der Märzrevolution im Deutschen Bund 1848/49 aus Europa flohen.

Direkt nachdem man durch den Rundgang den Erweiterungsbau, welcher als eine Ladenpassage des Jahres 1973 angelegt ist, betreten hat, kann man sich zur Sonderausstellung begeben. Diese befindet sich in einer Ecke des offen gestalteten Areals.

Die Ausstellung besteht aus drei großen Tafeln, von denen zwei die Lebensgeschichte Georg Friedrich Abels erzählen, während eine weitere einige wichtige Vertreter der Forty-Eighters nennt. Des Weiteren gibt es einige Bilder von Georg Friedrich Abel sowie seine englische Bibel als Ausstellungsstück, welche er sich in Amerika kaufte.

Besucher*innen erfahren, dass Abel am 1. Dezember 1828 in Gernsbach im Großherzogtum Baden geboren wurde und am 1. Dezember 1902 ebenda gestorben ist. In den 1840er Jahren, in denen Abel sein Architekturstudium beginnt, sorgen Missernten und Massenarmut, Feudalismus und Kleinstaaterei, sowie Unfreiheit für Unruhen in Deutschland. Zu Beginn seines Studiums 1847 schließt sich Abel den Anhänger*innen demokratischer Ideen an, welche eben jene feudalistische und autoritäre Kleinstaaterei beenden wollen und Meinungsfreiheit und mehr politische Mitwirkungsrechte für das Volk wünschen. Als er 1849 zum Militärdienst einberufen wird, verweigert er seinen Dienst und unterstützt lieber die Revolutionär*innen, Nach der gescheiterten Revolution wurden viele der „Aufständischen“ – wie es die Informationstafel beschreibt – verhaftet, manche Anführer*innen wurden erschossen. Abel jedoch kann in die Schweiz fliehen und entschließt nach Amerika auszuwandern. Hier ist Abel ein Exempel für viele Forty-Eighters, die auf Umwegen über die Schweiz nach Amerika ausgewandert sind. Dort agierten viele der Forty-Eighter als deutsche Abolitionist*innen, die sich, anstatt in Deutschland für ihre eigene Freiheit zu kämpfen, für die Freiheit der Sklaven einsetzten. Anders verläuft es bei Abel, welcher 1856 durch einen von seinem Vater gestellten Gnadengesuch wieder zurück in seine Heimat kann. Zurück in Gernsbach wird Abel 1862 zum Bürgermeister gewählt, wo er bis zu seinem Tod 1902 beispielsweise die Schulpflicht für Mädchen einführt und ein Heim für „gefallene Mädchen“ gründet.

Leider ist die Sonderausstellung mit ihren drei Tafeln, welche die Wände eines offenen Raumes bedecken, nicht sehr groß und die Informationen, die man erhält, beschränken sich durch das Konzept des Museums größtenteils auf die Person Georg Friedrich Abels. Empfehlenswert ist die Sonderausstellung für alle, die ohnehin planen das Museum zu besuchen, da diese im allgemeinen Eintrittspreis des Auswandererhauses Bremerhaven inbegriffen ist. Möglich ist dies noch bis zum 31. Oktober 2017.

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