Eine Rezension zur gleichnamigen Sonderausstellung im Landesmuseum Hannover

Von Michele Bredehöft und Franziska Micheel

Viele Jahrtausende teilten sich Mensch und Wolf in Europa denselben Lebensraum. Vor etwa 500 Jahren änderte sich dies schlagartig und der Wolf wurde vom Menschen in Mitteleuropa durch gezielte Jagd und Vertreibung fast ausgerottet. Besonders in Deutschland galt der Canis lupus über ein Jahrhundert als ausgestorben. Im Jahr 2000 wurden jedoch im Osten Deutschlands wieder freilebende Wölfe gesichtet, welche aus Polen und Tschechien einwanderten. Seither sind mehrere Wolfsrudel in vielen Teilen Norddeutschlands wieder heimisch geworden.

Mit der erneuten Verbreitung des Wolfes in Deutschland geht seitdem eine allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung einher. Viele alte Klischees und Halbwahrheiten, wie die Existenz von Alphatieren oder die Verbreitung der Wölfe, kamen wieder auf und erschwerten lange eine sachliche Auseinandersetzung, welche als Voraussetzung für ein friedliches Miteinander notwendig gewesen wäre. Die Sonderausstellung Der Wolf – Ein Wildtier kehrt zurück im Landesmuseum Hannover unternimmt nun den Versuch das Verhältnis von Mensch und Wolf in ein vorurteilsfreies Licht zu rücken und dadurch zu einer Koexistenz beizutragen.

Bevor man sich nun eingehender mit dem Canis lupus im Landesmuseum Hannover beschäftigen kann, muss man die Sonderausstellung jedoch erst einmal finden. Zwar wird man an der Kasse darüber informiert, dass diese sich im Bereich NaturWelten befindet, doch stolpert man eher zufällig beim Besichtigen der Dauerausstellung über den kleinen Sonderausstellungsbereich, der in keinster Weise ausgeschildert oder auf der Karte des Museums verzeichnet ist. Dort einmal angekommen, stellt man schnell fest, dass die Kabinettausstellung auf engstem Raume untergebracht worden ist und sich nur wenige Besucher*innen gleichzeitig über den Wolf informieren können.

Von den beengten Verhältnissen und der versteckten Lage einmal abgesehen, wartet die Sonderausstellung jedoch mit übersichtlich gestalteten Informationstafeln und gut verständlichen Schaubildern auf. Ergänzt wird diese klassisch museale Vermittlung durch den Einsatz verschiedenster Medien. Kurze Filme zeigen bspw. das schnelle Heranwachsen von Welpen und auf mehreren Bildschirmen mit Touchscreen-Funktion kann eigenständig entschieden werden, welche Informationen angezeigt werden sollen. In einer Leseecke sind zudem Bücher ausgelegt, die es allen Altersklassen ermöglichen, sich weiter mit dem Wolf zu beschäftigen. Außerdem bietet eine kleine Höhle den jüngsten Besucher*innen die Möglichkeit, mehr über das Aufwachsen der Welpen zu erfahren.

Die Sonderausstellung soll jedoch nicht nur über die Lebensweise der Wölfe informieren, sondern auch als Plattform für aktuelle Probleme und Debatten dienen. Dabei werden alle Betroffenen berücksichtigt und mögliche Lösungswege aufgezeigt. In zwei Flyern des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wird bspw. über den Umgang mit Wölfen in freier Wildbahn und den Schutz von Herdentieren informiert. Um noch weiter mit Vorurteilen und Klischees aufzuräumen, wird in der Ausstellung besonders umfangreich auf das Monitoring von Wölfen in Niedersachsen eingegangen. Bekanntestes Beispiel dürfte der „Problemwolf“ Kurti sein, welcher im April vergangenen Jahres geschossen worden ist. Sein präparierter Körper ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen, jedoch ist dieser schlecht sichtbar in der hintersten Ecke des Raumes untergebracht.

Die Sonderausstellung bietet demnach sowohl interessierten Laien, als auch Betroffenen die Möglichkeit, sich umfassend und objektiv über die Rückkehr des Wolfes in Niedersachsen zu informieren. Die unterschiedlichen Medien laden Angehörige aller Altersklassen dazu ein, vorhandenes Wissen zu vertiefen und eigene Sichtweisen zu überdenken. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn die Ausstellung den Besucher*innen besser zugänglich und sichtbar gemacht worden wäre. Die Sonderausstellung kann noch bis zum 15. Oktober diesen Jahres besucht werden.

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