Re/Vision
Eine Rezension zur Sonderausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Von Michele Bredehöft
Bildquelle: Bonjour Geschichte Redaktion

Dass die Fotografie eine Kunstform darstellt ist heute eine Selbstverständlichkeit, doch war dies nicht immer so. Seit der Erfindung der Fotografie ist darüber debattiert worden, ob ein technischer Vorgang, der vom Menschen nur geringfügig beeinflusst werden könne, eine Art der Kunst sei oder nicht. Als Ende des 19. Jahrhunderts langsam klar wurde, dass die Kunst um eine neue Form erweitert worden war, entschied sich das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe als erstes Museum in Deutschland auch Fotografien in ihre Bestände mit aufzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt wurde ununterbrochen gesammelt und ab 1911 die Werke immer wieder der Öffentlichkeit in Ausstellungen zugänglich gemacht. Die Sonderausstellung Re/Vision kann daher als Fortführung dieser Tradition des MKG angesehen werden und lädt dazu ein über 200 Fotografien aus der 75.000 Werke umfassenden Sammlung näher zu betrachten.

Die Ausstellung ist thematisch in die fünf Bereiche Porträt, Pictorialismus, Abstraktion, Reproduktion und Reportage unterteilt. Diese Themenbereiche werden jeweils mit einem umfangreichen Begleittext erklärt. Die einzelnen Fotografien sind nach einzelnen Fotografen sortiert, die für das jeweilige Thema prägend oder allegorisch sind, bzw. waren. Zu jedem Fotografen werden drei bis sechs Werken präsentiert. Leider sind zu beiden nur wenige Informationen vorhanden. So werden von den Fotografen meist nur Geburts- und Todesdaten genannt und zu den Werken liegen hauptsächlich nur Daten zur Entstehung, sowie kurze Abrisse über ihre Provenienz vor. Um weitere Informationen über die Fotografen und ihre Werke zu erhalten, muss man einen Blick in den sehr umfangreichen, 400 Seiten starken Begleitband werfen, der vor Ort mehrfach ausliegt.

Sehr positiv anzumerken ist, dass Fotografien aus einer Zeitspanne von über 130 Jahren präsentiert werden und dadurch die Ausstellung abwechslungsreich gestaltet ist, obwohl den Großteil der Werke Schwarzweißaufnahmen bilden. Auf eine Chronologie wird in der Ausstellung fast vollständig verzichtet, nur bei den Werken der einzelnen Fotografen wird auf eine chronologische Anordnung hin und wieder geachtet. Ansonsten handelt es sich um eine sehr nüchtern gehaltene Sonderausstellung. Kahle, weiße Wände lenken in Verbindung mit den Schwarzweißaufnahmen die volle Aufmerksamkeit des Besuchers auf die Werke und lassen sie so optimal zur Wirkung kommen.

Insgesamt ist Re/Vision eine interessante, aber auch recht kleine Ausstellung zum Thema der Fotografie. Es war sehr ambitioniert, auf so kleinem Raum einen Überblick über das gesamte Spektrum der Fotografiegeschichte geben zu wollen. Die riesige Sammlung, die über 75.000 Werken fasst, hätte sicherlich noch (viele) weitere aufschlussreiche Werke zu bieten. Die Sonderausstellung Re/Vision konnte bis zum 17. April dieses Jahres besucht werden.

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